4 In Kuba Klamotten verschenken

Warum es so schwer ist eine Strumpfhose zu kaufen und Sachen zu spenden:

Bevor wir losreisten, sagten uns Freunde, dass wir bitte Klamotten zum verschenken mitnehmen sollen und Kugelschreiber und Seifen. Das machten wir. Als wir dann in Kuba ankommen, treffen wir Kids, die uns ein Seifenstück aus der Hand reissen und sich fast drum prügeln. Wir sehen Kubaner, die mit dem ihnen gerade geschenkten Seifenstück, der Zahnpasta, dem Deo an der nächsten Ecke wieder standen und es verkauften. Dennoch: Wir sind entschlossen unsere 10 Seifen, Kugelschreiber und 5 Kleider, 5 Blusen, Shirts, Handtaschen, Schuhe sinnvoll zu verschenken.

Ist aber irgendwie schwierig:

Im Kindergarten sagen uns die Leiterinnen, dass es ihnen nicht erlaubt ist, etwas von Touristen anzunehmen.

Wir fragen bei der alten zauberhafte Dame mit den grauen Locken im Erdgeschoss unseres Apartmenthauses nach, ob sie Klamotten braucht für Tochter, Enkelkind etc.. Sie sagt, wir sollten ihr zwei Tage Zeit geben, die Sachen für uns zu verticken. Wir machen ihr klar, dass wir gekommen sind, um zu verschenken, nicht um Business zu machen, das scheint sie aber nicht so ganz zu kapieren.

Wir fragen die Freundin eines Bekannten, ob sie was braucht. Sie ist aus Havana und arm. Sie kuckt die Sachen an, nimmt nichts und erklärt uns, sie sei Minimalistin, brauche nicht viel, nur Essen und Kunstmachen. Ich denke aber, es ist für die Kubaner auch beschämend, so angewiesen zu sein, auf die Second Hand Sachen anderer. Ich verstehe, dass sie ablehnt, auch wenn die Klamotten echt noch schön sind und zum Teil ungetragen.

Viele Kubaner nehmen aber doch an, können ja nicht nackig rumrennen: sie tragen Second Hand aus Amerika. Bomberjäckchen „Control“ von John Wood oder Blousons aus den 90s, wie sie in Leipzig gerne gerne von Hippstern spazieren geführt werden. Der Metzger trägt ein Achselshirt in Bonbonfarben mit Florida und Key West drauf.

Am Ende unserer Havanawoche geben wir der Vermieterin unseres Apartments einen Sack voller Klamotten. Sie soll sie gut verteilen für uns. Und es klappt: zumindest bei einem Teil: Eine der Putzfrauen läuft beschwingt in den alten Sandalen meiner Freundin herum – gute Treter mit Silberschnalle, die sie mal für einen Businessjob brauchte. Das freut uns mega. Was aus dem Rest der Sachen wurde, wissen wir nicht, hoffe, aber, dass sie glückliche Trägerinnen gefunden haben.

Glücklich machen können wir ein kleines Mädchen, das uns vom Balkon angrinst: mit einem Kinderduschbad Lillifee und einen pinken Kugelschreiber. Sie schwebt im siebten Himmel. Es ist so krass: wir haben die Wahl zwischen 50 Duschbädern, die bald bestimmt auch zu uns sprechen können, hat der Kubaner oft nur ein kleines Seifenstück.

Die Zeit ist in Kuba bei gefühlt 1950 stehen geblieben. Schlendert man durch Havanna – kucken einem verhungerte Schaufenster an, auf denen steht: „Este es el lugar ideal, encuentre aqui lo que necesita“. „Das ist der ideale Ort, an dem man findet, was man braucht.“ Oder „un mundo de oportunidades“ – eine Welt der Möglichkeiten.“ Offensichtlich braucht man in Havanna nichts, ausser die Möglichkeit zwischen ein paar verstaubten Plastikschuhe auszuwählen: Sie kucken uns an, wie bestellt und nicht abgeholt, um sie herum Leere.
Shoppen ist also schwierig, denn es gibt kaum Läden, und wenn es sie gibt, dann sind sie leer: Sehr zum Leidwesen einer Berlinerin, die nicht damit gerechnet hat, dass es im Februar noch kühl sein kann. Sie fror, weil sie Kleid ohne Strumpfhose reiste. Der Versuch eine zu kaufen, missglückte. Wir trafen sie am Ende der Reise wieder. Immer noch unbestrumpft.

Fündig wird man an der Strasse oder am Hauseingang.

Die Kubaner verkaufen gerne im Flohmarktstil an der Strasse oder mit Aushängen. Manchmal kucken einen beim Vorbeigehen an Hauseingängen, einige paar Schuhe an, die verkauft dann jemand. Oder an einer Tür hängt ein Zettel mit Handschrift drauf, „compro chaqueta“. Kaufe Jacke. Darunter die Telefonnummer… Man wartet, dass jemand eine vorbeibringt. Der Kubaner nimmt, was er bekommt – der absolute Gegensatz zu unserer „Dress for the Moment“ Mentalität, wo wir zwischen Farben, Mustern, Modellen so eine grosse Auswahl haben, dass unsere Köpfe explodieren.
Kuba ist ein Land, in dem es keine Drogeriemärkte gibt, wo der Brotmann noch durch die Strassen düst und man sich das in einem Beutel an einer Schnur auf den Balkon hochzieht, wo es kein Obst und Gemüse im Supermarkt gibt, sondern am Strassenstand, teilweise ohne Unterbau, in Kuba cornern Äpfel und Orangen auf der Bordsteinkante.



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