Lost and alone in Kathmandu
Ich bin alleine, hungrig und verloren durch Kathmandu gelaufen.
Schon den ganzen Vormittag über kratzte die Tatsache, keine Romanze zu haben an mir – kleine Stiche der Single-Einsamkeit piksten mich, ausgelöst durch mein neues Zimmer mit 2 Betten, 2 Sesseln und 2 Fenstern.
Die Marktfrauen, bei denen ich am Tag zuvor frittiertes Linsenbrot geschenkt bekommen hatte, waren nicht da. Über Umwege landete ich im versteckten 7 Spices Restaurant.
Eine schöne ältere Dame fragte mich: „Sind sie verheiratet?“ Ich erwiderte: „Nein ich bin alleine.“ Ich erzählte ihr in Kurzform, warum ich derzeit alleine reise. Dass ich lerne, mit mir alleine vollständig glücklich zu sein, denn in erster Linie sind wir alleine. Wir komme alleine, wir gehen alleine, dazwischen führen wir Beziehungen. Mein Motto dabei ist: „Ohne Heimat – keine Reise“. Erst möchte ich lernen mir selbst eine gute Heimat sein, vollgetankt mit Selbstliebe, um dann eine Beziehung führen zu können, die nicht aus dem Grund besteht, nicht alleine sein zu wollen.
Sie sagte: „You are free – you are lucky and you can be happy. You have husband – you have problems.“ Sie stand auf, stoss mit ihrer Kaffeetasse an meine. Eine Geste, die ich sonst gerne mache. Sie nahm mich in den Arm und drückte mir einen Kuss auf die Wange. „I am so happy to meet you“ , sagte sie. Daraufhin nahm ich mein Notizbuch und fing an zu schreiben. Mein erstes Gedicht. Als sie ging, bat ich um ihren Namen. Bhawani Tuladhar: Es stellte sich heraus, dass sie eine nepalesische Poetin ist, die gerade ihre erste Geschichtensammlung veröffentlicht hatte. Hyupa: Darin beschäftigt sie sich mit dem Patriarchat und den Frauen und ihren Problemen in der heutigen Gesellschaft. Warum fühlen gerade wir Frauen uns oft wie ein halbes Hähnchen, wenn wir ohne Mann sind? Eine Frage, der ich auf dieser Reise auf den Grund gehe.
…Alleine…
2 Betten, 2 Sessel, 2 Fenster, 1 Ich. Das Ich fühlt sich beim Betreten des Zimmers halb. Es schaut zu den Fenstern und fragt sich: „Wäre ein Fenster ohne ein zweites nur ein halbes Fenster? Ist ein Bett ohne ein zweites ein halbes Bett? Ein Sessel ohne einen zweiten ein halber Sessel? … Das Ich hebt den Kopf, lächelt und verlässt das Zimmer. Es geht zum Abendessen. Alleine und ganz.
Englische Version// English version
This morning I walked hungry and lost through the streets of Kathmandu.
I was bothered by the fact that I don’t have a romantic relationship at the moment, feelings of loneliness where triggered by my new hotelroom that had two beds, two armchairs and two windows.
The women from the market, where I got yesterday as a welcome-gift bara, nepalese fried lentil bread, were not there. I somehow landed in a small hidden restaurant called 7 spices. A beautiful senior lady asked me: „Are you married?“ I answered: „No“, and explained in a short way why I am traveling alone at the moment. That I am learning, to be with myself one hundred percent happy, to fall in love with my solitude. As in first line we are alone. We come alone, we go alone, in between we connect. My motto also for relationships is: „No journey without a home“. Means I learn to be a good home for myself, full of self-love , to have „romantic“ relationships, that do not exist, because of not wanting to be alone.
She said: „Oh, you are free – you are lucky and you can be happy. You have husband – you have problems.“ She came to me and she toasted with her coffeecup at my coffeecup, a gesture that I always do. She hugged me, gave me a kiss on my cheek and said: „I am so happy to meet you!“ I started to write some sentences in my notebook. My first poem. When she left, I asked for her name. Bhawani Tuladhar. It came out that she is a nepalese poet that just published a first story collection. Hyupa: About women’s issues, the problems they face in the society and about patriarchal mindset. I ask myself: Why do many of us women feel like a half chicken without a guy at our side? This is one thing I think about on my journey. Here is my poem.
…Alone…
2 beds, 2 armchairs, 2 windows, 1 self. When entering the room the self feels being half. It looks to the windows and asks itself: „Would a window without a second window be a half window? Is a bed without a second bed a half bed? An armchair without a second one half?“ … It raises its head, smiles and leaves the room for dinner. Alone and complete.
Mucho Love, Yvi
Bis jetzt meine Lieblingsgeschichte von deiner aktuellen Reise. <3
Dankeschön Lydia, ich freue mich sehr. Das macht mir Mut weiterzuschreiben.