8 Trauer in Trinidad

Unsere Reise geht weiter von Viñales nach Trinidad.

Wieder brausen wir im taxi colectivo. Weil es in Kuba nicht so viele Strassen gibt, fahren wir die 500 Kilometer in einem riesen Bogen über Havanna. Unsere Fahrt rollt wieder gut. Nicht bei allen läuft es so reibungslos ab. Am Strassenrand auf halber Strecke halten wir einmal kurz an, weil ein anderer taxi colectivo Fahrer Ärger hat: das Paar will nicht mit ihm weiter, da er viel zu schnell fuhr. Das passiert öfter, denn sie versuchen so viele Fahrten in den Tag zu quetschen wie es geht. Wir erfahren auch, dass Touris manchmal viele Kilometer vor ihrem Ziel rausgeschmissen werden, das erleben wir auf unserer Reise zum Glück nie.

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Nach 7 Stunden kommen wir in Trinidad an.
Dort soll die schönste casa particular sein, sagte eine Freundin, die vor längerer Zeit dort unterkam. Das sind 6 Jahre her. Und direkt als wir ankommen, spüren wir, etwas hat sich verändert. Die casa mit einem wunderschönen Innenhof, wirkt wie verlassen. Unser Gefühl, ein Mensch fehlt, bestätigt sich am Ende unseres Aufenthalts.
Empfangen werden wir vom ältesten Sohn des Haues, Luis, 18, nett, nicht aufdringlich. Im Gegenteil er lässt uns einfach mal ganz in Ruhe, was nach Viñales, wo wir ständig das Gefühl hatten, der Familie eine Tour abkaufen zu müssen, gut tut. Wir beziehen eins der drei Zimmer, bekommen zu zweit drei Betten, aber dafür kaum Wasser. Am Anfang tröpfelt noch etwas aus dem Wasserhahn, am Ende sind wir 3 Tage ohne Wasser. Luis ist überfordert. Er schafft es nicht, es zu reparieren, wir nehmen es hin. Die anderen Gäste nicht, sie verlassen den Ort.

Die einzige Frau, die umherhuscht, ist eine ruppige Kubanerin, immer mit Fluppe im Mund. Sie fegt im Garten durch, kümmert sich um die Wäsche und manchmal auch ums Frühstück – irgendwie: sie brüllt durch unser Fenster: „chicas, desayuno!“ – Mädels, es gibt Frühstück!
Auch hier fehlt etwas: Gläser und Teller. Bevor wir sie bitten können, uns welche zu geben, ist sie auch schon wieder weg.
Der kleinere Bruder ist nur physisch anwesend, er liegt lethargisch in seinem dunklen Zimmer, die Tür immer einen Spalt geöffnet, Zigarettenqualm sucht sich seinen Weg nach draussen. Wenn er mal seine Matratze verlässt, sind Freunde da. Sie boxen einige Minuten gegen einen Sack.
Eine Schwere liegt auf dem Ort wie eine alte dicke Decke, die lange nicht mehr angefasst wurde. Der einzige, der unbeschwert ist, ist Boxerhund James.

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Der möchte immer was vom Abendessen abbekommen, was uns der Vater in seiner kleinen Küche kocht, in der auch das Auto steht. Kein Witz. Eine Garagenküche sozusagen, ein skurriler Anblick. Er zaubert eins der besten Essen: Suppe, Gemüse, Salat, Reis. Und dann ist auch er schon wieder weg.

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Beim letzten Abendessen, ist der Vater angetrunken, und er bleibt etwas länger. Er erzählt, dass seine Frau vor 5 Jahren starb, an Krebs: alles ging sehr schnell. Das Haus brauche wieder eine Frau. Er gibt mir seine Visitenkarte und sagt wir sollen schnell wiederkommen. Gegenüber hat er als Zuflucht eine neue Bleibe geschaffen, „Casa de la Esperanza“ – Haus der Hoffnung



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